„Am schwarzen Brett hängen doch diese Aushänge zum Thema Weiterbildung Fernlehrgang“, begann er seine Ausführungen. Sein Plan war es, sich unter Dieters Namen bei dem Weiterbildung Fernlehrgang Angebot anzumelden. „Dann bekommt er ständig Werbung zum Thema Weiterbildung Fernlehrgang zugeschickt und weiß nicht warum“, freute sich Melanie. „Genau das ist der Hintergedanke“, stimmte Mario zu. Voller Tatendrang stürmten wir in Richtung schwarzes Brett, wo der Weiterbildung Fernlehrgang Aushang klebte. Wir notierten uns die Website, auf der man sich für das Informationsangebot anmelden konnte. Dieses Informationsangebot von der Weiterbildung Fernlehrgang Website beinhaltete einen täglichen Newsletter, den man per E-Mail zugeschickt bekommen sollte. Das war großartig. Dieter würde sich nun jeden Tag ärgern, wenn wieder der Weiterbildung Fernlehrgang Newsletter eintraf. Wir gingen in den Computerraum und meldeten uns mit Dieters Namen und seiner E-Mail Adresse an. Jetzt brauchten wir nur noch abzuwarten und konnten im Stillen genießen und uns vorstellen, wie Dieter sich über das Weiterbildung Fernlehrgang Angebot ärgerte. Nur Christian genügte diese stille Freude alleine nicht. Deswegen schlich er nach unserer E-Mail Aktion noch einmal in den Hörsaal und klebte ein Kaugummi auf Dieters Stammplatz in der ersten Reihe. Das würde dann morgen pünktlich zur Vorlesung an Dieters grau kariertem Hinterteil kleben.

So langsam gingen uns wirklich die Ideen aus. Aber es war unter keinen Umständen möglich, dass Dieter ungeschoren davon kam. Mittlerweile saßen wir schon zwei Stunden in der Mensa vor unseren leeren Tellern und die Mensa-Mitarbeiter warfen uns schon böse Blicke zu. Also verlagerten wir den Kriegsrat in die Cafeteria. Kaffee und Kuchen machten aber leider auch nicht wesentlich kreativer. Mehr als ein weiterer viel zu böser Vorschlag von Christian kam nicht. Er wollte Dieter kidnappen und Lösegeld von seinen Eltern erpressen. Plötzlich hatte aber Mario ein diabolisches Grinsen auf den Lippen und verkündete, dass er die zündende Idee hätte.

Wir setzten uns in der Mensa zusammen und beratschlagten darüber, wie man Dieter eine kleine Lektion verpassen könnte. Der erst Vorschlag kam von Christian. Er meinte wir sollten Dieter spätabends mit einem anonymen Telefonanruf in einen dunklen Wald locken und ihm dort auflauern. „Und was willst du ihm am Telefon sagen, damit er einfach so mitten in der Nacht in den dunklen Wald geht?“, fragte Melanie. Das war in der Tat eine gute Frage auf die weder Christian noch einer der übrigen Beteiligten eine Antwort wusste. Also musste ein anderer Plan her. Es wäre vielleicht auch ein bisschen zu böse gewesen, Dieter im dunklen Wald aufzulauern und ihm Todesangst zu machen. Die nächste Idee war, ihm während der Vorlesung heimlich die Schuh-Schnürsenkel zusammen zu binden, damit er hinfiel, wenn er dann aufstand. Die Idee war an sich prima. Das einzige Problem war, dass seine schrecklichen Filzlatschen überhaupt keine Schnürsenkel hatten.

Bei mir im Studium gibt es einen Jungen, den keiner mag. Er heißt Dieter. Ein ziemlich bescheuerter Name für einen 20-Jährigen. Aber es ist nicht nur der Name, der Dieter zu unserem Mobbing Opfer Nummer eins macht. Er zieht jeden Tag sehr komische Klamotten an, die aussehen als hätte er seinen Großvater beraubt. Meistens trägt er eine grau karierte Hose, ein unheimlich spießig aussehendes Hemd und eine dazu passende graue Opa-Mütze. Im Sommer besteht sein Schuhwerk ausschließlich aus Birkenstocks. Im Winter zieht er hässliche Filzschuhe an, natürlich in grau. Außerdem redet er sehr geschwollen und meldet sich in jeder Vorlesung ungefähr zehn Mal, um irgendwelche blöden, neunmalklugen Fragen zu stellen. Auch wenn man sich fatalerweise einmal mit ihm unterhält, wird man mit altklugen Kommentaren und besserwisserischen Belehrungen bombardiert. Weil er uns allen jeden Tag so schrecklich auf die Nerven ging, heckten wir einen perfiden Plan aus, um es ihm heimzuzahlen.